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Sie haben Schreckliches erlebt, die Shoah überlebt und sind 70 Jahre später nach Geislingen zurück gekommen - wunderbare Menschen.

Helen Ickel / Hanna Jeckel, verh. Mann

Helen Jeckel
Hanna Mann mit ihrem Enkelsohn

Hanna Jeckel wurde im November 1927 in Rona des Jos geboren, später verzog sie nach Sighet, Maramuresch, im Theiss-Gebiet, Rumänien. Der Vater war Hebräisch-Lehrer konnte seine Familie damit jedoch kaum ernähren. Sie kommt aus einer sehr religiösen Familie, was sie bis ins hohe Alter prägte.

1944 wurde sie zusammen mit 20.000 Juden aus Sighet nach Auschwitz gebracht.

Sie besuchte nur knapp fünf Jahre die Schule, war eine gute Schülerin und ergriff den Beruf einer Schneiderin. Anfang 1944 wurde sie In Budapest verhaftet und kam nach Auschwitz. Dort war die 16-Jährige fünf Monate bis sie im August 1944 zur Arbeit für die WMF ausgewählt wurde und in das KZ-Außenlager Geislingen transportiert wurde. Hier überlebte sie als einzige ihrer 56 Familienmitglieder den Holocaust. Nach dem Krieg ging sie zurück nach Ungarn und lernte dort ihren Mann kennen. Mit ihm wanderte sie 1947 über Triest illegal in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina ein. Legal ließen die Briten jährlich nur 1500 Juden ins Land. Sie hatten keine Papiere. Die Briten wollten herausfinden, wer in Israel bereits lebte und wer nicht. Deshalb ließen sie Sprachtests machen. Hanna konnte kein Hebräisch, ihr Mann schon. Doch er wollte sie nicht alleine lassen und begleitete sie wieder hinter Stacheldraht, in ein Lager nach Zypern. Dort lebten sie eineinhalb Jahre in Zelten. Alte Leute und Schwangere wollten die Briten dort allerdings nicht haben, da diese nur Umstände bereiteten. Da diese Personen eine Chance nach Palästina einzureisen hatten, bemühten sich Hanna und ihr Mann schnell Nachwuchs zu bekommen. Als Hanna schwanger war ließ sich ihr Mann einen Bart wachsen, den er sich weiß färbte um älter zu wirken. Auf diese Weise kamen beide im Juni 1948 nach Israel. Ihre erste Tochter, Malka, wurde im Dezember 1948 geboren.

Hanna hat viele Jahre über ihre schlimmen Erlebnisse geschwiegen. Ihren Kindern hat sie ein rosarotes Leben vorgelebt. Sie sollten in keinster Weise vom Holocaust berührt werden. Außer, dass sie keine Großeltern, Onkel und Tanten hatten, wussten sie lange Zeit nichts von den Erlebnissen ihrer Mutter. Aber Malka hatte immer wieder Albträume über Nazis, die ihr nachstellten und Hunde, die ihr ins Bein beißen wollten. Als Malkas Sohn Mordi 20 Jahre alt war, fing er an, seiner Oma Fragen zu stellen. In kurzen Sätzen fing sie an zu erzählen. „Das war alles zu schlimm“ – so beendete sie immer ihre zaghaften Erzählungen. Eigene Erlebnisse und Gefühle auszudrücken fiel ihr schwer. Eher konnte sie über das Erlebte anderer sprechen.  Sie war damals bereits 70 Jahre alt und nahm regelmäßig Tabletten zur Beruhigung. Der Enkel, Mordi Zissman, hat seine Oma über ihre Erlebnisse interviewt, woraus ein Video auf Hebräisch im Januar 1999 hervorging.

Hanna Mann war am Ende ihres Lebens dement und lebte in ihrer eigenen Welt. Am 28 April 2019 ist Hanna verstorben.